Eine alljährlich außergewöhnliche Pfingstbegegnung
Als vom 21. bis 24. Mai 1999 das viertägige Pfingst-Fußballturnier der Stetten-Orte, diesmal in Stetten/Hechingen, am Rande der Schwäbischen Alb, vom dortigen Turn- und Sportverein ausgerichtet wurde, stand ein ebenso stolzes wie außergewöhnliches Jubiläum im Mittelpunkt: das 25-jährige Bestehen des nationalen Stetten-Fußballturniers mit nationalem und internationalem Treffen von Bürgern gleichnamiger Orte. Mit zu den Gründungsmitgliedern gehört das kleine, heute rund 620 Einwohner zählende Nordpfalzdörfchen Stetten. Rund 800 Stetter aus allen Teilen der Bundesrepublik und des benachbarten Auslandes feierten mit.
Idee und Initiative dieser jährlichen Stetten-Begegnungen kamen seinerzeit aus Stetten i.R. (Remstal) und Hauptorganisator Norbert Koblitz war der Vater dieses Gedankens. Er hat für sein beispielhaftes Engagement, nicht zuletzt in der Verwirklichung des europäischen Gedankens in Kleinformat, hohe Auszeichnungen, unter anderem des Landes Baden-Württemberg und des Deutschen Fußballbundes erhalten.
Es war das Jahr 1974, als sich die Fußballabteilung des Turnvereins Stetten i.R. 22 anderen Orten gleichen Namens in Deutschland vorstellte, mit dem Ziel ein Fußballpokalturnier für aktive Mannschaften zu organisieren. Nach Kontaktaufnahme, Versendung von Fragebögen und Ergebnisauswertung hielten sich Zweifler und Optimisten hinsichtlich einer Verwirklichung die Waage. Mentalitätsunterschiede aufgrund der Landesgrenzen, Reisekosten, Entfernungen, Terminschwierigkeiten, Quartierfragen und, und, und, waren berechtigte und nicht von der Hand zu weisende Argumente der damaligen Pessimisten. Alten Schwierigkeiten zum Trotz wurde jedoch am 14. und 15. Juni 1975 in Stetten i. R. das 1. Fußballpokalturnier durchgeführt. Mehr als 300 Gäste wurden in Privatquartieren, Naturfreundehäusern, Hotels und in Massenquartieren untergebracht. Die Veranstaltung selbst fand einen derartigen Anklang, dass nicht nur sofort ein neuer Veranstalter fürs darauffolgende Jahr gefunden war, sondern der Fortbestand dieses Ereignisses bereits in seinem ersten Jahr gesichert werden konnte. Das zunächst als Fußballpokalturnier gedachte Ereignis, hat sich in der Zeit seines Bestehens zu einem Festival der Freundschaft und der Sympathie weiterentwickelt. Es ist zu einer grenzüberschreitenden Veranstaltung geworden, bei der nicht nur Wettkampf, sondern auch das sich gegenseitige Kennenlernen gefragt ist.
Das Pfingst-Turnier ist die Fortsetzung einer begrüßenswerten und nach 25 Jahren auch zur Tradition gewordenen Begegnung zwischen Fußballmannschaften aus derzeit neun Orten beziehungsweise Ortsteilen ihrer Gemeinde. Zu den jährlich teilnehmenden Orten - der jeweilige Veranstalter spielt nicht mit - gehören Stetten- Remstal, - Hohentengen, - Haigerloch, - Karlstadt, - Mühlheim, - Hechingen, - Rhön, -Allgäu und -Pfalz. Aus Stetten-Wien ist fast in jedem Jahr -eine kleine Abordnung bei der Veranstaltung dabei. Zum Jubiläumstreffen kamen sogar sport- oder gemeindliche Vertreter nicht am Turnier beteiligter Orte mit Namen Stetten aus Deutschland, der Schweiz und aus Österreich. Die Veranstaltungen haben in den 25 Jahren ihres Bestehens mehr als bewiesen, dass Kameradschaften auch weit über die normalen Spielgrenzen hinaus geschlossen werden können. So haben sich mittlerweile zahlreiche feste Freundschaften gebildet und sogar Eheschließungen sind das erfreuliche Ergebnis der jährlichen Stetten-Begegnungen. Private und außerplanmäßige Besuche zu den unterschiedlichsten Anlässen sind mittlerweile ebenso selbstverständlich, wie die Einbeziehung der kommunalpolitischen Ebene der insgesamt 29 in- und ausländischen Stetten. Das Pfingstturnier ist somit auch ein Stelldichein der Begegnungen und Empfänge der Gemeindevertreter und der Vereinsvorstände. Die Kontakte schließen inzwischen auch andere Vereine wie Gymnastik-, Musik- und Gesangvereine, um nur einige zu nennen, genauso wie Wandergruppen. Aber auch die Kirche hat ihren festen Platz beim Pfingsttreffen. So findet altjährlich am Abschlusstag, am Pfingstmontag, als weiterer Höhepunkt ein stets gutbesuchter ökumenischer Festgottesdienst statt. 1987 wurde im pfälzischen Stetten bei einem festlichen Gottesdienst eine Europafahne als Europa-Wander-Banner zur Verfestigung des europäischen Gedankens geweiht und von der Kirche dem Stetten-Stetten-Turnier übergeben. Als fester Bestandteil des Turniers wechselt sie seitdem jedes Jahr den Ort.
Auch das gegenseitige Angebot, das Für- und Miteinander wird genutzt. So wurden beispielsweise Sportanlagen für Trainingslager zur Verfügung gestellt oder in Notfällen greift die Stetten-Solidarität in Form von persönlichen Hilfen, man leiht sich etwas aus oder unterstützt in materieller oder finanzieller Hinsicht. So wundert es nicht, dass aus dem ehemaligen ein- bis zweitägigen Fußballturnier mit der Zeit eine Veranstaltung größeren Ausmaßes geworden ist, die mittlerweile nicht nur vier Tage dauert, sondern als Großveranstaltung dem Veranstalter überdurchschnittlichen Einsatz und Idealismus abverlangt. Mitunter sind in einer Stetten-Gemeinde für vier Tage doppelt so viele Gäste unterzubringen, wie der Ort selbst Einwohner zählt. Hierzu ist eine umfangreiche, lang angelegte Organisation erforderlich, die, in den Jahren gereift, schwer zu übertreffen sein dürfte. Es gilt nicht nur Platz für ein 1000-Mann-Zelt bereitzustellen, in dichter Nähe sollte auch Platz für rund 200 Zelte, Wohnwägen und -mobile sein, einschließlich ausreichender sanitärer Anlagen. Außerdem sollte auch das Sportgelände in unmittelbarer , Nachbarschaft liegen. Zusätzlich werden Quartiere in Sport- oder Gemeindehallen oder auch Privatunterbringungen bei Einheimischen angeboten. Frühstück, Mittag- und Abendessen - auch an die beliebte Kaffeepause zwischendurch ist gedacht - werden im großen Festzelt eingenommen, sofern nicht eine Selbstverköstigung im eigenen Zelt erfolgt. Ein eigens für, die vier Tage eingerichtetes Informationsbüro in einer extra dafür aufgeschlagenen Holzhütte oder in einem größeren Bauwagen ist eine nicht mehr wegzudenkende, wichtige Einrichtung, bei der alle Fäden zusammenlaufen. Auch für Unterhaltung an den stimmungsvollen Abenden und Abwechslung vom Fußballspielen tagsüber ist stets bestens gesorgt. Profi-Stimmungsbands reisen für einen Auftritt oft hunderte von Kilometern an, oder sind an einem Abend bereits seit Jahren der tollen Stimmung wegen schon Dauergast und wechseln mit dem jährlichen Ausrichter. Tagsüber werden Ausflüge und Besichtigungstouren zu Sehenswürdigkeiten der näheren Umgebung angeboten, wobei damit auch das Kulturelle bestens abgedeckt ist.
Um das jährliche Pfingstereignis Stetten-Stetten-Turnier entsprechend zu organisieren und für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen, was übrigens erstaunlicherweise bislang ausnahmslos der Fall war, bedarf es selbstverständlich auch eines großen Helferstabes. Mehr als 100 Helfer sind über die vier "Festtage" nicht einfach so nur im Einsatz, sondern sorgen selbstverständlich für eine »Rundum- die- Uhr-Betreuung". Damit alles auch wirklich so reibungslos ablaufen kann, sorgen wohl durchdachte in 14 Bereiche aufgeteilte Leitlinien, in den unter anderem auch ein möglicher Austritt aus dem Turnier, eine Neuaufnahme, politische Empfänge, Turnierablauf, Einlagespiele oder Turnierteilnahmebedingungen geregelt sind. Auch eine Ehrenordnung für langjährige Teilnahme - für 15 Jahre werden bronzene, für 20 Jahre silberne Ehrennadeln vergeben - ist darin enthalten. Damen erhalten eine Brosche, Herren eine Nadel. Insgesamt sieben Personen aller teilnehmenden Stetten -darunter TuS-Vorsitzender Lothar Stichter aus Stetten/Pfalz - wurden 1999 für alle 25 Teilnahmen besonders geehrt. Zudem zählt Stichter neben Egon Seide zu den Hauptorganisatoren der Gemeinde Stetten/Pfalz im Donnersbergkreis.
Zum Schluss ein Hinweis zu den Turnierergebnissen: Laut jüngster Statistik ist Stetten/Karlstadt in den 25 Jahren die erfolgreichste Mannschaft mit 9 Siegen vor Stetten/Remstal mit 8 Siegen. Den einzigen Turniersieg der langen Stetten-Pfingstturnier-Epoche holte Stetten-Pfalz 1983.
Dieser Bericht ist aus dem Donnersberg Jahrbuch 2000
Verfasser ist Edwin Fuhrmann