Was macht diese Veranstaltung eigentlich so einzigartig?

Ordnung und Disziplin: Bei den bisherigen Veranstaltungen des Stetten-Turniers gab es keine einzige Schlägerei unter den Festbesuchern, was jährlich ungläubiges Kopfschütteln bei den Sicherheitsdiensten hervorruft. Doch halt: einmal gab es in den 90er Jahren ein klei-ne Meinungsverschiedenheit zwischen zwei jungen Damen in der Sektbar, als sie bemerk-ten, dass sie beide dasselbe Kleid an hatten…..Die Sache ging allerdings glimpflich aus!

Jede Menge Gaudi: Um an dieser Stelle alle bisherigen nicht einkalkulierbaren Geschehnis-se aufzuzeigen, würde den Rahmen sprengen. Doch praktisch vom ersten Tag an herrschte unter diversen Vereinen ein jederzeit fairer Wettbewerb, wer wem was „abluchst“ und ein Jahr später gegen einen Obolus wieder zurückgibt. So hing schon mal die Vereinsfahne der Vereins X ein Jahr in der Vitrine des Vereins Y, beim nächsten Stetten-Turnier wurde wieder „getauscht“. Genauso verhielt es sich mit wertvollen „Vereinsgegenständen“ bzw. Siegerpo-kalen, auch diese wurden teilweise erst ein Jahr später wieder an den rechtmäßigen Besitzer ausgehändigt.
Diesbezüglicher Höhepunkt der bisherigen Stettenturniere war jedoch die legendäre „Frosch-Jagd“ in Stetten-Remstal 1994. Dort wurden die Zeltplatz-Besucher Nacht für Nacht durch ohrenbetäubendes Gequake um den Schlaf gebracht. Ein Frosch sollte der Verursacher sein, der sein Domizil in einem kleinen Teich nahe des Zeltplatzes eingerichtet hatte. Als das Gequake nachts wieder einmal nicht mehr zu ertragen war, versammelte sich um den klei-nen Teich ein Sonderkommando (Soko-Frosch), um den Quälgeist ein Ende zur bereiten. Scheinwerfer, Jagdgenossen, Jagdgehilfen, Tauscherstaffel, es war alles vorbereitet für eine erfolgreiche Mission, doch was war das Ende vom Lied: Als der Morgen dämmerte hatte keiner einen Frosch auch nur ansatzweise gesehen. Pünktlich um 7 Uhr war dessen marker-schütterndes Gequake allerdings wieder rund um den Zeltplatz zu hören auf die „Jagdfreun-de“ wartete eine saftige Anzeige von den Anwohnern rund um den Teich wegen nächtlicher Ruhestörung.

Dialekte und Sprachgewohnheiten: 10 verschiedene Ortschaften - 10 verschiedene Dia-lekte - und doch versteht man sich. Irgendwie kommt man bei gemeinsamen Unerhaltungen bei den Turnieren immer auf einen gemeinsamen Nenner. Deshalb wurde ein Vorschlag aus der Rhön (1992), sich bei den Turnieren doch auf einen gemeinsamen Dialekt zu einigen, von allen Seiten abgeschmettert. Die Kommentare: „dasch geht überhaupt net“, „ein Allgäuer schwätzt so wie ersch von Geburt gelernt hoat“, „die spinnen die Rhöner, wir in der Toskane können nur swizzerdütsch“, „entweder unser Pfälzer Gebabbel wird akzeptiert oder wir saget gar nichts“, „wir Wiener verstehen sowieso nichts, uns ist es egal“.
Also wird man sich bei den kommenden Turnieren auch weiterhin teilweise vorkommen wie beim Turnbau zu Babylon….(dort waren die Sprachbarrieren allerdings noch weitaus größer)

Respekt der Jugend gegenüber dem Stetten-Turnier: Was Jahr für Jahr immer wieder auffällt, ist, mit welchem Respekt die jugendlichen Festbesucher dem jeweiligen Veranstalter gegenübertreten. Sie akzeptieren, dass jeder Ausrichter „sein Turnier“ individuell gestalten möchte. Da steigen nach einem Finale urplötzlich über 1.000 Luftballons Richtung Himmel, da wird eine Kuh über einen Parcour geführt und wenn sie ihre Notdurft an der richtigen Stel-le verrichtet, kann sich der Gewinner über einen lukrativen Gewinn freuen.
Und wenn man sich daran erinnert, mit welcher Innbrunst und voller Hingabe gerade die Ju-gendlichen bei der Vorbesprechung in Stetten/Rhön im Jahre 2018 das neu komponierte Stetten-Turnierlied mitgesungen haben, braucht man kein Prophet zu sein um vorherzusa-gen: Es sind alle Voraussetzungen gegeben, dass es unser Stetten-Turnier auch in den nächsten Jahrzehnten noch geben wird.

Burkard Schmidt - Stetten Rhön - seit 1975 dabei -